Neun Monate steht er fest: der errechnete Termin. Dieses Datum ist für viele werdende Mamas das wichtigste Datum in ihrem Leben. Man zählt die Tage, man stellt sich das Wetter an diesem Tag vor, schaut auf den Wochentag, überlegt welches Sternzeichen das Kind werden könnte. Der errechnete Termin ist der größte Countdown in unserem Leben.
Doch was hat es wirklich auf sich mit dem errechneten Termin? Wie genau ist dieser denn und wie wird er errechnet? Und kann ich als Schwangere irgendetwas tun, um diesen Termin zu beeinflussen?
Die Schwangerschaft einer Frau dauert von der Befruchtung bis zur Geburt bei normalem Verlauf durchschnittlich 268 Tage, also 38 Wochen plus 2 Tage. Man darf sich von den unterschiedlichen Zeitangaben nicht verwirren lassen: bei deinem Frauenarzt wird man von 40 Schwangerschaftswochen sprechen, weil wir im medizinischen Bereich oft vom ersten Tag der letzten Regelblutung als Beginn der Schwangerschaft ausgehen. Das ist auch die Rechnung, die du in deinem Mutterpass finden wirst. Anhand der Schwangerschaftsdauer und deiner Zykluslänge wird der Geburtstermin deines Babys dann berechnet.
5 Prozent der Kinder kommen am errechneten Termin zur Welt. Damit hat dieses Datum zwar die höchste Wahrscheinlich für die Geburt deines Kindes verglichen mit den anderen Daten aber die Wahrscheinlichkeit ist immer noch nicht hoch. Zu 95% Wahrscheinlichkeit kommt dein Baby nicht an deinem errechneten Termin auf die Welt.
Warum wird mein errechneter Termin von meinem Frauenarzt korrigiert?
Gerade in den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft der Scheitel-Steiß-Länge das tatsächliche Alter deinesBabys am allerbesten abgeschätzt werden. Nach der 12. Woche wird die Messung über den Ultraschall aber immer ungenauer.
Wie benenne ich meine Schwangerschaftswoche richtig?
Für viele Schwangeren ist die Benennung der Schwangerschaftswochen ein wenig verwirrend. In der Medizin fangen wir also ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung an zu rechnen. Der erste Tag einer Schwangerschaft wird dann mit 0+1 SSW (Schwangerschaftswochen) bezeichnet. Zu dem Zeitpunkt befindet du dich also in deiner ersten Schwangerschaftswoche und wirst von deiner Schwangerschaft noch nichts ahnen, denn der Tag der Empfängnis liegt noch zwei Wochen vor dir.
Wenn deine Periode ausbleibt und du die ersten Symptome bekommst, bist du in der Regel in der 4./5. Schwangerschaftswoche. Schwanger in dem Sinne, dass sich Eizelle und Spermium vereint haben, bist du zu diesem Zeitpunkt erst zwei Wochen.
Was kann ich machen, um den Entbindungstermin zu beeinflussen?
Das Internet ist hier mal wieder voll mit Tipps und sicher hat deine Hebamme dir auch den einen oder anderen Kniff verraten.
Tatsache aber ist, dass die wenigsten Methoden wirklich nachweisbar etwas helfen. Wenn die Methoden einen Effekt haben, dann auch nur bei geburtsbereitem Muttermund. Das heißt also, solange dein Muttermund nicht geburtsbereit ist, kannst du dich leider auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln: dein Baby und Körper nimmt sich die Zeit, die sie brauchen. Eigentlich ja auch ganz wunderbar, dass das so funktioniert. Und für alle Mamis, die trotzdem verzweifeln: ich kann euch verstehen. Gerade die letzten Tage hängt man irgendwie zwischen zwei Welten. Die Schwangerschaft neigt sich dem Ende, man ist es satt, schwanger zu sein, der Bauch ist riesig. Alles daheim ist vorbereitet, das Handy klingelt und Familie und Freundinnen wollen wissen: ist es schon soweit? Bei jedem Zwicken und Ziehen hält man inne und wartet ob sich das Ziehen zu einer Wehe entwickelt.
Ich bin selber 2 Wochen vor meinem Entbindungstermin. Unvorstellbar, dass es eventuell noch fast vier Wochen dauern könnte. Kurz vorm Platzen halte ich es gefühlt keinen Tag länger mehr aus. Aber ich tröste mich auch mit dem Gedanken: wie wunderbar, dass es der kleine Mann in mir schon solange aushält und dass er keine Frühgeburt geworden ist. Ich versuche ihm und meinem Körper zu vertrauen.
So, nun mit welchen Methoden kann ich die Geburt nach dem errechneten Termin beeinflussen?
Ohne nachweisbaren Effekt sind folgende Methoden: Himbeerblättertee, Nachtkerzenöl, Akupunktur (hier gibt es eine Ministudie, die auf einen Effekt hindeutet, die Teilnehmerzahl war aber zu klein um wirklich eine Aussage zu machen), heiße Badewanne, Rhizinusöl (dieses bitte eh nicht ohne Arztbegleitung anwenden), Nelkenöltampons.
Was ist mit Sex um den Geburtstermin?
Es gab tatsächlich eine Studie, die einen wehenfördernden Effekt von Sex nachwies. Die Spermien erhalten Prostaglandin, was ein wichtiges Geburtshormon ist. Allerdings wurde diese Studie nochmals überprüft und in der Überprüfung konnte der Effekt nicht bestehen. Schaden tut es auf keinen Fall – also warum nicht :-)?
Methoden, die einen nachweisbaren Effekt haben:
Spaziergänge lösen keine Wehen aus, wenn der Muttermund nicht geburtsbereit ist. Solltest du aber schon Wehen haben, können Spaziergänge helfen, die Wehen aufrecht zu erhalten.
Die Brustwarzenstimulation hat in einer kleinen Studie mit 400 Frauen einen kleinen Effekt gehabt: Wenn die weibliche Brustwarze stimuliert wird (das heißt zum Beispiel massiert oder an ihr gesaugt wird), wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses sogenannte Wohlfühlhormon ist auch dafür zuständig, dass deine Gebärmutter Wehen entwickelt. Die Studie, die den wehen fördernden Effekt untersucht hat, hat für die Frauen ein gewisses Brustwarzenstimulationsschema erstellt, nach der die Brustwarze stimuliert werden kann: man stimuliert die Brustwarze für eine Minute, macht dann drei bis fünf Minuten Pause, stimuliert wieder für eine Minute. Sollte der Muttermund geburtsbereit sein, kann das nach 1 bis 2 Stunden die Wehen auslösen.
Drin geblieben ist noch keins, deswegen wünsche ich dir nun viel Geduld und vor allem Vertrauen für die kommenden Tage.
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