Harnwegsinfektionen bei Säuglingen bleiben oft unerkannt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: die klassischen Symptome wie Brennen beim Wasserlassen oder häufiges Wasserlassen bleiben oft aus.
Als einzige Warnsymptome zeigt uns der Säugling Fieber, Trinkschwäsche, Reizbarkeit oder Müdigkeit. Manchmal fällt den Mamas ein streng riechender Urin auf.
Wird die Diagnose verzögert gestellt, kann es zu Komplikationen und Fehlbildungen an den Nieren kommen.
Eine junge Mama berichtet über ihre Erfahrungen bei ihrer Tochter und wie sie selbst auf die Diagnose gekommen ist.
Hallo liebe Jule. Du bist 3fache Mutter und deine Jüngste ist erst 12 Wochen alt. Das heißt, du bist schon richtig erfahren und mit allen Wassern gewaschen oder?
Sicherlich weiß man beim 3. Kind schon, wie es funktioniert und macht sich nicht mehr bei jedem neuen Schritt so vielen Gedanken. Allerdings kommen doch auch neue Dinge hinzu, die man von den größeren Kindern nicht kennt.
Musstest du denn schon mit deinen anderen Kindern mal ins Krankenhaus?
Nein, mit den beiden anderen kam es glücklicherweise bisher nicht dazu.
Mathilde ist vor zwei Wochen nun krank geworden und du bist mit ihr ins Kinderkrankenhaus gefahren. Kannst du einmal erzählen, welche Symptome du an ihr festgestellt hast?
Beim Wickeln ist mir aufgefallen, dass ihr Urin anders gerochen hat. Den Geruch kann ich allerdings nicht genau beschreiben. Mir war aber klar, dass etwas anders ist als sonst. Stutzig wurde ich wahrscheinlich auch nur deshalb, da eine Freundin mit ihrer Tochter wegen des selben Problems im Krankenhaus war und ebenfalls von streng riechendem Urin erzählte.
Abgesehen davon verhielt sich Mathilde wie immer, Fieber oder andere Symptome traten nicht auf.
Bei der Kinderärztin wurde der Beutelurin getestet. Nachdem dieser auffällig war, wurden wir in die Kinderklinik überwiesen.
Als du dann mit Mathilde ins Krankenhaus kamst, was wurde dort dann mit ihr gemacht? Musste ein Katheter gelegt werden? Wie hast du das als Mama empfunden?
Zunächst kamen wir in die zentrale Notaufnahme, wo erst einmal Routineuntersuchungen (Abhören etc.) durchgeführt wurden. Der Arzt befragte mich außerdem zu Vorerkrankungen und welche Symptome ich festgestellt hatte.
Anschließend musste ein Katheter gelegt werden. Ich habe Mathilde den Ärzten und der Krankenschwester überlassen und habe den Raum verlassen, da ich es nicht sehen wollte. Als ich Mathilde dann schreien hörte, liefen bei mir Tränen. Es ging mir nahe, sie so zu hören und hatte Schuldgefühle – hätte ich früher reagieren müssen? Habe ich etwas falsch gemacht?
Als die Ärzte fertig waren ließ sie sich aber zum Glück schnell beruhigen und war wieder die alte.
Und wie ging es dann weiter?
Mathilde wurde stationär aufgenommen. Abends sagte man mir aber, dass die Anzahl der Bakterien nicht sehr hoch sei und man jetzt abwarten müsste, je nachdem wie sich die angelegte Bakterienkultur entwickeln würde. Auch eine Antibiose kam zu dem Zeitpunkt erst einmal nicht in Frage. Dies gab mir Hoffnung, dass wir nach einer Nacht wieder nach Hause können.
Am nächsten Morgen sah alles anders aus. Die Bakterien hatten sich vermehrt und eine intravenöse Antibiose stand nun an. Mathilde bekam einen Zugang am Kopf. Der Tropf lief den ganzen Tag, sodass wir uns nicht viel weiter als 2 Meter bewegen konnten.
Wann hast du gemerkt, dass es Mathilde wieder gut ging?
Da sie ja keine –wie ansonsten scheinbar typischen- Symptome wie Fieber oder Schlappheit zeigte, konnte ich erst durch die Mitteilung der Ärzte sichergehen. Die Untersuchung des Urins vor der Entlassung war dann unauffällig. Trotzdem bekam Mathilde weitere 9 Tage ein Antibiotikum in Form eines Safts, um Langzeitschäden der Niere zu vermeiden.
Haben die Kinderärzte dir die Situation so erklärt, dass du alles verstehen konntest oder hättest du dir einen anderen Umgang gewünscht?
Die Erklärungen der Ärzte waren in Ordnung. Trotzdem hatte ich glücklicherweise auch noch medizinische Aufklärung durch meine Familie und einen befreundeten Arzt. Ein sehr netter Arzt im Krankenarzt gab mir auch die Sicherheit, dass mich keine Schuld träfe. Bei Mädchen passiere es sehr häufig und vor allem schnell durch eine Schmierinfektion.
Und wie habt ihr euch dann die Zeit im Krankenhaus vertrieben?
Das Zimmer konnten wir leider gar nicht verlassen. Somit haben wir ab und zu Besuch bekommen und Mathilde hat viel geschlafen. Ich habe mir dann die Zeit mit Lesen vertrieben.
Manchmal sind bei den Säuglingen die Nierenbecken erweitert und es kann leichter zu Harnwegsinfekten kommen, weil der Urin sozusagen in den Nieren steht und nicht gut abläuft. Gab es bei Mathilde Auffälligkeiten in der Schwangerschaft?
Nein, es gab keine Auffälligkeiten.
Hat sie sich durch den Krankenhausaufenthalt verändert oder ist sie nach wie vor die Alte?
Sie ist immer noch wie vorher. Ein zufriedenes Baby.
Was würdest du anderen Mamas aus deiner Erfahrung mitgeben?
Mir fiel es schwer im Krankenhaus so festgebunden zu sein, obwohl ich ja noch 2 Kinder zu Hause hatte. In so einer Situation muss man versuchen, das Beste daraus zu machen und sich auf die Helfer in der Familie verlassen.
Musst du jetzt zuhause irgendetwas beachten?
Ich achte darauf, die Windel so schnell wie möglich zu wechseln. Außerdem hat mir die Kinderärztin Urinbeutel gegeben, damit ich im Fall der Fälle direkt Urin „sammeln“ kann um ihn testen zu lassen.
Spezielle Tipps hinsichtlich der Vermeidung einer erneuten Harnwegsentzündung wurden mir im Krankenhaus aber nicht mitgegeben.
Bei Jule und Mathilde ist vieles richtig gelaufen. Die Diagnose wurde wegen der aufmerksamen Mama früh gestellt, es war schnell klar, dass Mathilde im Krankenhaus behandelt werden muss und die richtige Therapie wurde schnell gewählt.
Dein Kinderarzt sollte jedes Mal, wenn dein Säugling fiebert und unklar ist, warum dein Säugling fiebert, den Urin testen. Das geht ganz einfach: es wird einfach ein kleines Beutelchen zwischen die Beine geklebt und gewartet bis das Baby hineinmacht. Ist der Urin im Beutel auffällig, wird der Verdacht einer Harnwegsinfektion gestellt. Nun muss weitere Diagnostik erfolgen und hier kommt auch der unangenehme Part für das Baby und seine Eltern. Es wird ein kleiner Katheter gelegt um den Urin aus der Blase zu gewinnen. Gerade bei kleinen Babyjungs gestaltet sich das häufig schwierig. Dieser sogenannte Katheterurin ist für uns Kinderärzte aber enorm wichtig: so kann sicher gegangen werden, dass der Urin wirklich auffällig ist und vor allem können wir den Übeltäter-Keim gewinnen, der für die ganze Misere zuständig war.
Oft sind das Keime aus dem Darmbereich und wie Jule ganz richtig beschreibt: die Eltern trifft bei einer solchen Infektion wirklich keine Schuld. Gerade bei Mädchen ist der Weg von Windel in die Blase extrem kurz und da kann es einfach mal passieren, dass sich ein Keim Richtung Blase verirrt.
Trotz allem: eine Harnwegsinfektion bei Säuglingen muss ernst genommen werden und muss gut "ausbehandelt" werden, damit keine Langzeitschäden an den Nieren entstehen. Die antibiotische Behandlung erfolgt üblicherweise über die Vene und das bedeutet leider auch wie bei Mathilde eine Behandlung im Krankenhaus. Wenn die Patienten älter werden und einen antibiotischen Saft schlucken können, muss die Behandlung nicht mehr zwangsläufig im Krankenhaus erfolgen.
Hast du selber Erfahrung mit einer Krankenhaus Behandlung bei deinem Kind gemacht und möchtest ihn mit anderen Mamas teilen? Schreibe mir gerne eine Email mit deinen Erfahrungen!
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