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Kita Eingewöhnung

Knapp 60 000 Kitas gibt es in Deutschland und 91,7 % der 3-6-jährigen Kinder besuchen eine davon. Insgesamt ist die Zahl der Kita-Kinder noch höher, denn es gibt natürlich auch jüngere Kinder, die außerhäuslich betreut werden.

Fast immer findet zum Start einer neuen Betreuungssituation eine Eingewöhnungsphase statt, die meisten Kitas (Tageseltern oder Kindertagespflegestätten) haben hierfür einen groben Fahrplan, wie die ersten Woche in der neuen Umgebung ablaufen werden.





Viele Eltern stellten sich hierbei die Frage: ‚Worauf muss ich bei der Eingewöhnung achten‘ und ‚wie sieht überhaupt eine gute Eingewöhnung aus?‘

Manche denken vielleicht auch: ‚Wozu eine Eingewöhnung? Das hat man doch früher auch nicht gemacht‘.


Vorausgesetzt es handelt sich um die allererste Kita/Tagespflege überhaupt, dann findet mit dem Kitastart zum ersten Mal ein grundsätzlicher Wechsel der Betreuungspersonen statt. Die meisten Kinder sind auch früher schon mal stundenweise von einer/m BabysitterIn, den Großeltern oder einer anderen befreundeten Person betreut, doch die Kita ist ein Ort, wo das Kind perspektivisch täglich einige Stunden verbringen und dementsprechend viele neue Erfahrungen machen, ja einen beachtlichen Teil seines Lebens verbringen wird.

Man könnte sagen der Kitastart stellt die erste große Veränderung im Leben eines Kindes bzw. der Familie statt. Das Netz an Bezugspersonen verändert sich und neue Einflüsse wirken auf das Kind ein.


Somit bedeutet ein Kitastart eine große Veränderung und dementsprechend kommen viele Fragen auf, insbesondere, wenn das allererste eigene Kind in die Kita kommt:

- Wieviel Zeit sollte ich für die Eingewöhnung einplanen?

- Woher weiß ich, wann die Eingewöhnung abgeschlossen ist bzw. dass sie erfolgreich war?

- Wie finde ich überhaupt die passende Kita?

- Ab welchem Alter soll mein Kind eine Kita (oder auch eine andere Betreuungsform) besuchen? Wieviele Stunden am Tag?


Kurzum: ein brisantes Thema, das fast alle Eltern zu irgendeinem Zeitpunkt beschäftigt.


Dieser Artikel soll eine kleine Orientierungshilfe sein, was Eltern im Rahmen der Eingewöhnung erwartet und Hinweise geben, was von Eltern-Seite getan werden kann, damit eine Eingewöhnung gelingt.

Wichtig ist vorab wie immer die Erinnerung, dass jedes Kind anders ist. Kinder sind Individuen, die unterschiedlich reagieren und verschiedene Bedürfnisse haben.


Bevor eine Eingewöhnung starten kann, muss natürlich erstmal ein Betreuungsplatz gefunden werden. Und noch ein Schritt vorher, muss die Entscheidung getroffen werden, dass und ab wann ein Kind außerhaus betreut werden soll.

Danach steht mit der Kitaplatzsuche die noch größere Herausforderung an. Vor allem in größeren Städten kann es zu einem Full-Time-Job werden, alle möglichen Kitas zu vergleichen und die entsprechenden Anmeldungsprozesse zu durchlaufen.


Sinnvollerweise stellen Eltern sich erstmal die Frage, was ihnen in Bezug auf die Kitasituation wichtig ist. Für manche Eltern sind die Öffnungszeiten entscheidend, für andere das Nahrungsmittelangebot, wieder andere legen großen Wert auf das inhaltliche Angebot und die Möglichkeiten der Beschäftigung oder, oder, oder… Es kann helfen, eine Liste mit den Prioritäten zu erstellten, um die infrage kommenden Kitas einzugrenzen. Zudem gehört auch immer eine Portion Glück dazu, in der Wunsch-Kita einen Platz zu ergattern.

Viele Kitas bieten einen ‚Tag der offenen Tür‘ an oder eine Art Hospitation, wo Eltern und Kinder die Kita von innen und ‚in echt‘ kennen lernen können. Ein derartiges Angebot sollte unbedingt genutzt werden, weil man hier schon ein gutes Gefühl kriegen kann, wie die Atmosphäre und das Miteinander sind.


Denn die wichtigste Voraussetzung für eine gelingende Eingewöhnung ist ein positives Grundgefühl der Eltern gegenüber dem Konzept der außerfamiliären Betreuung. Dieses Grundgefühl kann nur entstehen, wenn die Eltern den ErzieherInnen vertrauen und glauben, dass sich ihr Kind bei ihnen wohlfühlen kann und wird.

Damit also eine Eingewöhnung gelingen kann, müssen Eltern überzeugt davon sein, dass ihr Kind auch an einem anderen Ort von einer anderen Person gut betreut wird. Wichtigste Bedingung hierfür: Vertrauen zu den neuen Bindungspersonen. Dieses Vertrauen kann sich nur aufbauen, wenn man die ErzieherInnen etwas besser kennen lernen kann. Im Vorfeld ist das natürlich nur bedingt möglich. Doch sobald die Eingewöhnung beginnt, haben Eltern ja Gelegenheit, sich einen echten Eindruck von den Abläufen im Kita-Alltag und eben auch von der Arbeitsweise und Persönlichkeit der ErzieherInnen zu machen. Dann darf man auch gern als Eltern auf sein Bauchgefühl hören. Meist merkt man schnell, ob sich alles gut und stimmig anfühlt oder eben nicht.


Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Eingewöhnung ist die Zeit: Oft wollen Eltern als erstes wissen, wie lange die Eingewöhnung ungefähr dauern wird. Das ist nachvollziehbar, denn viele Eltern haben Zeitdruck, z.B. weil sie wieder arbeiten gehen müssen/wollen.

Hilfreich ist es hierbei natürlich, vorausschauend zu planen. Idealerweise können Mama oder Papa sich 2 Monate frei nehmen, um wirklich ohne Druck die Eingewöhnungsphase zu durchlaufen. Leider sieht die Realität oft anders aus.

Es ist wirklich wichtig, bei der Eingewöhnung nichts zu überstürzen.

Ganz grob läuft eine Eingewöhnung folgendermaßen ab. In den ersten Tagen kommt das Kind in Begleitung einer Bezugsperson (typsicherweise Mutter, Vater oder ein Großelternteil) für 30-60 Minuten in die Kita, um einen Eindruck der Umgebung zu erhalten.

Danach verlassen Kind und Bezugsperson die Kita gemeinsam.

Normalerweise trauen sich Kinder Stück für Stück, vom Schoß der Bezugsperson mehr und mehr in die Kita-Gruppe einzutauchen und den sicheren Hafen Mama/Papa/Oma/Opa punktuell und immer länger zu verlassen. Irgendwann findet eine erste Trennung statt: die Bezugsperson verabschiedet sich vom Kind und kommt nach 5-10 Minuten zurück. Die Zeiten sind individuell und natürlich von der Gesamtsituation, dem Alter usw. abhängig. Bei der Verabschiedung darf das Kind weinen, entscheidend ist, dass es sich von der Erzieherin beruhigen lässt. Das gelingt natürlich erst, wenn das Kind schon Vertrauen gefasst hat, meist klappt das in der 2. oder 3. Woche. Doch auch das ist völlig individuell, manche Kinder bauen sehr schnell ein Vertrauensverhältnis auf, andere brauchen länger, zum Beispiel, weil sie noch nie von der Bezugsperson getrennt waren oder gerade eine vulnerable Entwicklungsphase durchlaufen.

Manche Eltern geraten in die Versuchung, einfach zu gehen, weil das Kind im Spielen versunken ist und so die Verabschiedung vermeintlich einfacher wird. Das ist ein Trugschluss. Die Verabschiedung sollte immer bewusst und aktiv erfolgen. So kann das Kind lernen, dass die Eltern nach jeder Verabschiedung verlässlich wiederkommen. Weiterhin kann das Kind die wichtige Erfahrung machen, dass es auch nach einem schmerzhaften Abschied getröstet werden und daraufhin eine gute Zeit in der Kita haben kann. Die Trennungsphasen werden mit der Zeit weiter ausgedehnt, irgendwann verbringt das Kind den ganzen Vormittag in der neuen Gruppe und nimmt die erste Mahlzeit in der Kita ein. Sobald auch der Mittagsschlaf in der Kita klappt, ist die Eingewöhnung abgeschlossen.


Es ist wirklich wichtig, nichts zu überstürzen und auch ‚trotz‘ erfolgreicher Trennungsversuche die Herausforderungen behutsam zu steigern. Dadurch können die Kinder auf jeder ‚neuen Stufe‘ wieder Sicherheit gewinnen. Weiterhin ist es sinnvoll, jeden größeren nächsten Schritt in der Eingewöhnung auf die Wochenmitte zu legen, denn dann hatten die Kinder nach dem Wochenende bereits eine Phase zum Ankommen und haben noch 2 weitere Tage, um die nächste Stufe zu verinnerlichen.

Ein häufiger Fehler ist, das Kinder zu überfordern, weil es sich initial scheinbar so unkompliziert eingefügt hat. Ein derart überstürztes Vorgehen verlängert die Eingewöhnung auf lange Sicht eher.


Oftmals kommt es vor, dass Kinder ein paar Tage nach den ersten erfolgreichen, längeren Trennungen plötzlich doll weinen, wenn die Bezugsperson sich verabschiedet. Man vermutet, dass die Kinder dann wirklich verstehen: jetzt ist Mama/Papa weg und ich bin hier. Das macht natürlich kurzfristig Angst. Wenn sich ein Kind von den neuen Betreuungspersonen jedoch zuverlässig beruhigen lässt, kann man sicher sein, dass das Kind gut aufgehoben ist.


Bei manchen Kindern läuft die Eingewöhnung völlig problemlos und sie werden schnell zu glücklichen Kitakindern. Andere Kinder (oder Eltern) tun sich schwerer. Das ist normal.


Folgende Tipps können die Trennung erleichtern: für viele Kinder ist es hilfreich, wenn sie ein Übergangsobjekt bei sich haben, das ihnen im wahrsten Sinne des Wortes den Übergang in die Kita erleichtert. Das kann ein vertrauter Gegenstand, ein Kuscheltier, eine Notiz der Eltern, ein Schnuller oder auch etwas ganz anderes sein. Der eigenen Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Es darf sich auch jeden Tag verändern. Viele Kinder haben Freude an einem Abschiedsritual, manche stoßen ihre Eltern zum Beispiel zur Türe raus oder verabschieden sich mit einem Luftkuss.


Neben den grundsätzlichen Begebenheiten in der Kita und den individuellen Eigenschaften des Kindes spielt auch die primäre Betreuungsperson eine entscheidende Rolle im Prozess der Eingewöhnung.

Kinder sind ‚Empathie-Monster‘, das heißt sie haben sehr feinfühlige Antennen und spüren natürlich auch Unsicherheiten, Zweifel und Ängste der Mama oder des Papas. Gleichermaßen können Eltern, wenn sie eine selbstbewusste und vertrauensvolle Haltung der Kita und der Eingewöhnung gegenüber haben, ihr Kind ideal darin unterstützen, sich auf die neue Umgebung einzulassen. Es ist durchaus sinnvoll, dass Eltern mit ihren Kindern in Austausch treten und auch offen ansprechen, wenn es anfangs noch etwas holprig läuft. Eltern können ihren Kindern Mut machen mit Sätzen wie: Ich weiß, du würdest heute lieber bei mir bleiben, aber ich bin sicher, du wirst hier eine tolle Zeit mit all den anderen Kindern haben. Oder: ‚Auch wenn es sich jetzt schwierig anfühlt, wirst du bestimmt eine Menge Spaß haben heute.‘


Viele Eltern erleben im Rahmen der Eingewöhnung eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Manche haben Schuldgefühle, andere Druck, wieder andere merken doch erst im Verlauf, dass ihnen das Kita-Konzept nicht liegt. All das ist normal und menschlich.

Es ist sinnvoll, derartige Gedanken und Gefühle wahrzunehmen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Im nächsten Schritt kann überlegt werden, was eine günstige Reaktion wäre. Manchmal hilft es, sich selbst nochmal klar zu machen, weshalb man sich für diese oder jene Kita entschieden hat. In anderen Situationen kann ein Gespräch mit den Erzieherinnen helfen. Zweifel oder Sorgen sind normal. Offen damit umzugehen, ist meist der beste Weg.


Hier nochmal kurz zusammengefasst die Dos und Don’ts bei der Eingewöhnung:


Don‘t

- Zu schnell den nächsten Schritt gehen

- Zu wenig Zeit einplanen

- Unsicherheit auf Elternseite

- Den Abschied herauszögern

- Sich heimlich rausschleichen, weil das Kind ja so schön spielt

Do:

- Gefühle des Kindes anerkennen ‚ich weiß es ist schwer, aber du schaffst das‘

- Sich aktiv vom Kind verabschieden

- Vereinbarte Abholzeiten einhalten

- ‚Brücken bauen‘ mit dem Kind mittels vertrauter Gegenstände, Kuscheltier o.ä.

- Abschiedsrituatual etablieren

- Sorgen und Ängste (bei den Erzieherinnen) ansprechen



Zum Abschluss noch ein wichtiges Plädoyer:

Die Frage: ‚Wann ist mein Kind bereit für die Kita?‘ lässt sich umformulieren in ‚Wann sind wir als Familie bereit für diese große Veränderung in der Betreuungskonstellation?‘.

Jede Familie muss diese Frage für sich und anhand ihrer individuellen Situation beantworten.

Es gibt zwar unzählige Artikel und (vermeintliche) Studien zu diesem Thema, die Aussagen sind jedoch kontrovers und von so vielen Faktoren abhängig, dass ich es für unseriös halte, hier eine Meinung zu äußern oder gar eine Vorgehensweise zu postulieren. Vertraut euch und eurem Kind, dann findet ihr gemeinsam den für euch besten Weg.

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