Was mitnehmen, wenn man mit dem Baby oder Kind verreist?
Hier kommt es natürlich stark darauf an, wohin die Reise geht und ob im Reiseland eine Apotheke zur Verfügung steht.
Ich wage nun mal zu behaupten, dass es in fast jedem Land fiebersenkenden Mittel und Elektrolytlösungen gibt.
Trotzdem: man kennt sich nicht aus und wie immer beginnen sämtliche Wehwehchen und Fieber nachts oder am Wochenende. Da reist es sich doch entspannter, wenn man alles dabei hat.
(Übrigens gilt das auch für Daheim! Wie oft habe ich Eltern erlebt, die nachts um drei oder am Wochenende Stunden i der Notaufnahme gewartet haben, weil kein Fiebersaft da war).
Welche Probleme können also vor Ort auftreten, gegen die du gerüstet sein solltest?
Vier Hauptprobleme treten häufig im Urlaub auf.
Das erste Problem sind Erkältungen und kleine Infekte. Es empfiehlt sich immer, ob man verreist ist oder nicht, Schmerzmittel für Kinder da zu haben. Meine Erfahrung ist, dass Schmerzmittel bei Kindern zu zurückhaltend gegeben werden. Kein Kind sollte unnötig Schmerzen haben. Fieber muss nicht gesenkt werden, wenn es ohne Schmerzen ist. Dazu empfehle ich dir meinen Artikel und meine Podcastfolge zum Thema Fieber bei Kindern.
Die meisten Eltern geben an, mit Ibuprofen bessere Effekte als mit Paracetamol zu haben. Ich habe gerne beides dabei, falls mal mehr gebraucht wird. Achtung: Ibuprofen sollte man erst ab dem 3. Lebensmonat geben.
Um den Krankheitsverlauf einzuschätzen, solltest du ein Fieberthermometer dabei haben.
Außerdem solltest du abschwellende Nasentropfen und Kochsalz-Nasentropfen dabei haben. Kochsalz Nasentropfen kannst du bei Bedarf geben, abschwellende Nasentropfen sollten nur gegeben werden, wenn unbedingt nötig und nicht länger als eine Woche.
Durchfall: Ungewohntes Essen, schmutziges Wasser, schlechtere hygienische Umstände. All das kann schneller als man denkt zu Durchfällen führen. Medikamente gegen Durchfälle sind in der Regel kontraproduktiv. Solche würde ich nur im Notfall empfehlen (zum Beispiel für eine Flugreise). Da Kinder aber leichter dehydrieren, empfehle ich dir Elektrolytlösungsbeutelchen in deiner Reiseapotheke dabei zu haben. Solltest du diese mal vergessen haben, ist eine Elektrolytlösung auch schnell mal selber hergestellt (Rezept findest du zum Beispiel bei mir in den Highlight Stories).
Bei Reiseübelkeit bin ich Fan von Vomex (unbezahlte Produktnennung). Bei Erbrechen finde ich es sinnvoll Vomex NACH den ersten 24 h zu versuchen. Das Produkt gibt es als Zäpfchen (ab 8 kg Körpergewicht), als Sirup (ab 6 kg Körpergewicht) und als Dragees (ab 6 Jahren).
Verletzungen und Wunden:
Für Kinder ist die Welt ein großer Abenteuerspielplatz, der entdeckt werden will. Schnell treten mal kleine Verletzungen auf. Hier solltest du in der Reiseapotheke ein paar nützliche Dinge für die Wundversorgung dabei haben, und zwar:
Kleine und große Pflaster
Kompressen und Mullbinden für größere Wunden
Octenisept für eine schmerzfreie Wunddesinfektion und eine Wund- und Heilsalbe.
Empfindliche Baby- und Kinderhaut:
Die empfindliche Baby- und Kinderhaut ist im Urlaub einer ungewohnten Umgebung ausgesetzt. Deswegen empfehle ich dir auf guten Sonnenschutz zu achten. Mehr dazu hörst du in meiner Podcastfolge Sommerbaby und wertvolle Tipps für die richtige Sonnencreme findest du auch in meinem Profil. Sollte doch mal ein Sonnenbrand vorkommen, gibt es kühlende Gels, die aufgetragen werden können.
Insektenschutz bei Kindern ist so eine Sache. Kinder haben häufig die Hände im Gesicht und im Mund und so können die Wirkstoffe über die Schleimhäute aufgenommen werden und Allergien verursachen. Ab dem Alter von einem Jahr können Insektenschutzmittel mit dem Wirkstoff EBAAP verwendet werden, ab dem Alter von zwei Jahren mit dem Wirkstoff Icaridin (bekannt unter dem Namen Antibrumm- unbezahlte Produktnennung) und ab dem Alter von drei Jahren mit dem Wirkstoff DEET. Die DEET-Insektenschutzmittel sind nur in den Tropen notwendig.
Reihenfolge einhalten: Erst die Sonnencreme, dann den Insektenschutz auftragen.
Immer in der Wickeltasche dabei:
zb. Multilindsalbe gegen Windelsoor, also Pilzbefall im Windelbereich. Gerade bei längeren Reisen wird die Intimpflege der Babys mal gerne vernachlässigt und es entsteht leicht ein Milieu, das Pilze lieben.
Nice to have:
ich habe außerdem immer antibiotische Augentropfen dabei. Kinderaugen sind empfindlicher und besonders im Sommerurlaub kommt es gerne mal zu Bindehautentzündungen.
Kurzer Tipp:
Gerade Zäpfchen sind nicht hitzstabil und bei wärmeren Temperaturen zerlaufen diese gerne im Gepäck. Deswegen immer wenn möglich auf Säfte ausweichen.
Informier dich vorzeitig über die Reiseimpfungen, die eventuell schon einen langen Zeitraum vorher notwendig sein könnten. Dabei auch mal den eigenen Impfpass checken, der oft nicht auf dem aktuellsten Stand ist.
Ab wann kannst du mit deinem Baby fliegen?
Immer wieder lese ich im Internet, dass manche Airlines die Babys schon im Alter von zwei Wochen an Board begrüßen. Im Ausnahmefall ist das sicher möglich.
Ich möchte dich aber trotzdem darauf hinweisen, dass die Sauerstoffsättigung und Luftfeuchtigkeit in der Kabine geringer ist geringer ist. Säuglinge reagieren auf Sauerstoffschwankungen empfindlich, vor allem wenn sie zu früh geboren wurden oder an einer Lungenerkrankung leiden.
Gesunde ehemalige Frühgeborene, die vor der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind, sollten in den ersten Lebensmonaten aufs Fliegen verzichten. Babys mit angeborenen Herzfehlern oder Lungenerkrankungen sollten auch nicht fliegen.
Gerade für die ganz frisch Geschlüpften kann so ein Flug für die eventuell noch nicht vollständig entwickelte Lunge eine Belastung sein.
Zudem sind Neugeborene immun geschwächt und der Aufenthalt in einem Flughafen und in einem Flugzeug bedeutet Kontakt mir sehr vielen Menschen. Dadurch besteht die Gefahr für Infektionen.
Ab einem Alter von sechs Wochen halte ich es für medizinisch gut vertretbar zu fliegen. Ausnahmen gibt es aber dennoch: Bei fieberhaften Atemwegsinfekten innerhalb der ersten vier Lebensmonate sollte man wegen der Gefahr von Apnoen (Atemstillstand) mit dem Baby nicht fliegen.
Der Druckausgleich funktioniert bei Kleinkindern über die sogenannte die eustachische Röhre noch nicht wie bei Erwachsenen. Besonders wenn die Kinder zwei Wochen vor Abreise eine Ohrinfektion oder Ohroperation durchgemacht haben, sollte die Flugfähigkeit vom Kinderarzt oder HNO-Arzt bestätigt werden, damit es nicht zu Trommelfellschäden kommt.
Du solltest generell darauf achten, dass dein Baby oder Kleinkind bei Start und Landung noch nicht schläft. Am besten animierst du es zum Trinken. Am Schnuller nuckeln hilft weniger gut als zu trinken und zu saugen, da die Schluckbewegung entfällt. Ich empfehle dir außerdem abschwellende Nasentropfen für den besseren Druckausgleich.
Fliegen als Schwangere
Als Schwangere wird man von manchen Airlines bis zur 30., bei anderen Airlines bis zur 36. Schwangerschaftswoche mitgenommen. Manche Airlines empfehlen Frauen ab der 28. Schwangerschaftswoche nur noch mit ärztlichen Attest an Board zu gehen.
Im Flug sollte man wegen möglicher Turbulenzen angeschnallt bleiben; der Gurt sollte UNTERHALB des Bauches verlaufen. Wegen des zehnfach (!) erhöhten Thromboserisiko solltest du vor allem auf Langstreckenflügen Kompressionsstrümpfe tragen.
Gerade Frauen mit Schwangerschaftsübelkeit kann ein Flug ganz schön zusetzen. Das Fruchtwasser in der Gebärmutter bekommt eine gewisse Eigendynamik bei Start und Landung.
Die Druckveränderungen sind aber für Mutter und Kind kein Problem- es kommt NICHT zu einer Sauerstoffunterversorgung.
Schutz von ungeborenem Leben: Manche Schwangere sorgen sich, dass die Strahlenexposition auf Flügen zu Missbildungen führen könnte. Die Schwellenwerte, bei deren Erreichung das Risiko dafür erhöht wäre, liegen aber deutlich oberhalb der geltenden Grenzwerte. Auch Schwangere oder Kleinkinder müssen auf einen gelegentlichen Flug, insbesondere Kurzstreckenflug, wegen der Strahlenexposition nicht verzichten.
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