Jeder zehnte Besuch in der Kinderarztpraxis findet aufgrund von Schmerzen am Bewegungsapparat statt, also Beschwerden an Knochen, Gelenken und Muskeln. Die häufigste Ursache hierfür sind Wachstumsschmerzen. Grob geschätzt sind ungefähr die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen im Laufe ihrer körperlichen Entwicklung betroffen, vor allem im Alter zwischen 3 und 12 Jahren.
Die Zahlen sind allerdings ungenau, weil Wachstumsschmerzen zwar ein häufiges Erscheinungsbild sind, eine einheitliche Definition aber bislang fehlt.
In diesem Artikel sollt ihr einen Überblick erhalten, wie Wachstumsschmerzen dennoch erkannt werden können, wannKinder davon betroffen sind und wie ihr als Eltern euren Kindern helfen könnt.
Die Ursache von Wachstumsschmerzen ist nicht geklärt. Bislang gibt es verschiedene Hypothesen, die in der Wissenschaft diskutiert und erforscht werden wie beispielsweise eine niedrige Knochendichte, eine niedrige Schmerzschwelle oder Vitamin D Mangel. Auch hormonelle und genetische Faktoren könnten Wachstumsschmerzen begünstigen. Eine weitere Theorie vermutet, dass die Knochenhaut beim Wachsen unter Spannung gerät, was zu Schmerzen führt. Außerdem können Durchblutungsstörungen oder eine Überbeanspruchung Wachstumsschmerzen begünstigen.
Folgende Symptome sind typisch:
- Episodische, beidseitige Schmerzen vor allem der Beine
- Schmerzen treten meist spät am Tag oder nachts auf, manche Kinder wachen deshalb auf
- Beschwerdefreiheit am nächsten Morgen
- Tagsüber oder während des Spielens keine Schmerzen (kein Belastungsschmerz, sondern Schmerz in Ruhe)
- Die Schmerzen sind mild bis stark und dauern einige Minuten bis einige Stunden, sind am Morgen jedoch fast immer weg
‚Wachstumsschmerz‘ ist eine Ausschlussdiagnose, die klinisch gestellt wird, das bedeutet andere mögliche Ursachen für die Schmerzen müssen ausgeschlossen werden.
Wenn ein Kind mit oben genannten Symptomen vorstellig wird, hilft eine gründliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung bei der Diagnosestellung. Die körperliche Untersuchung bietet keine Auffälligkeiten. Weitere Tests (Blutentnahme, Bildgebung) sind dann auch vorerst nicht nötig und wären auch unauffällig.
Achtung: Bei anhaltenden Schmerzen, Begleitsymptomen (Hinken, Schonhaltung, anhaltendes Fieber o.ä.) oder einem beeinträchtigten Kind müssen immer weitere Untersuchungen erfolgen, damit keine ernsthaften Krankheiten übersehen werden.
Wichtig bei der Behandlung von Wachstumsschmerzen ist vor allem, das Kind ernst zu nehmen, denn die Schmerzen sind echt. Die Kinder simulieren nicht. Der Therapieansatz ist immer symptomatisch, das heißt, es wird versucht, die Symptome zu lindern.
Hierbei kann helfen:
- Massage
- Dehnen/Stretching
- Kalte/warme Kompressen (wird unterschiedlich empfunden, muss man ausprobieren)
- Tagsüber hilft Ablenkung oder Bewegung
- Wenn die oben genannten Maßnahmen keine Linderung bringen, dürfen auch herkömmliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol angewendet werden. Dies sollte immer mit ärztlicher Rücksprache erfolgen.
Kinder mit Wachstumsschmerzen müssen sich nicht körperlich schonen. Bewegung ist wichtig und gesund, deshalb sollten Kinder und Jugendliche zu regelmäßiger körperlicher Aktivität ermutigt werden.
Eltern müssen sich keine Sorgen machen, wenn ihr Kind unter Wachstumsschmerzen leidet und andere körperliche Ursachen ausgeschlossen wurden. Die Prognose ist gut, das bedeutet, irgendwann verschwinden die Schmerzen.
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